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Thema: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo und guten Tag!

Mein BN Bj.6/1950 bremst, aber das Pedal ist beim Bremsvorgang kein Bisschen elstisch. Zudem löst sich die Bremse hin und wieder schlecht.
Die vordere Bremse wurde samt Bremszylindern bereits erneuert.
Ich möchte nun auch die hintere Bremse erneuern, Beläge, Radbremszylinder und Bremsschläuche habe ich bereits bestellt (CAS). Kann mir jemand freundlicherweise sagen, wo ich das hintere Zentriergerät erwerben kann oder hat jemend eins abzugeben?
Desweiteren ist mir nicht klar, ob man zur Erneuerung des Hauptbremszylinders, den ich bei dieser Gelegenheit ebenfalls ersetzen möchte, auch beim BN das hintere Motorlager lösen muss. Ich habe mal sowas gelesen.
Für Eure Antworten und Tipps bedanke ich mich schon jetzt.

Grüße aus dem Siebengebirge

Klaus

2 Zuletzt bearbeitet von Pepe (28.04.2020 22:18)

Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Moin Klaus,
Wenn sich die Bremse schlecht löst klemmen meist die Radbremszylinder. Auch die Neuware ist von grausiger Qualität. Neben Resten von Hohnöl, die die Dichtungen angreifen und sich nicht mit DOT 4 vertragen, ist das Material sehr korrosionsanfällig. Daher empfehle ich Dir die neuen Radbremszylinder vor den Einbau zu zerlegen, alle Teile mit Spiritus zu reinigen und mit DOT 4 - verträglicher Bremsenpaste (z.B. von ATE) zu versehen.

Weiterhin würde ich erwägen statt der genieteten Beläge geklebte zu verwenden. Es gibt Anbieter, die kleben Beläge mit gewünschten Reibwert (möglichst hoch, weil wir keinen Bremskraftverstärker haben, solche Beläge werden für gebremste Anhänger etc. angeboten) und drehen sie auch noch auf den Radius Deiner Bremstrommel ab. Das hat den Vorteil, dass die Beläge sofort sehr flächig aufsitzen und sich nicht erst einlaufen müssen bis eine gleichmäßige befriedigende Bremsleistung erzielt wird (was sehr lange dauern kann). Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Du kein Zentrierwerkzeug brauchst, weil die Beläge mit den unteren Excentern einfach nach maximal innen eingestellt werden, damit Du die Trommel überhaupt raufkriegst. Dann -vlt. nach ein paar Bremsungen nochmal- stellt man die oberen Excenter nach. Der Preis bewegt sich um 80 € pro Achse, was ich sehr fair finde in Anbetracht des Ergebnisses und des verringerten Aurbeitsaufwandes. Allerdings musst Du dazu Deinen Bremmstrommeldurchmesser ausmessen.

In letzter Zeit tendiere ich dazu mit den oberen Excentern nicht nach Anleitung auf Touche der Beläge nachzustellen, sondern etwas mehr Luft zu lassen. Die Kolben der grottigen Radbremszylinder bewegen sich dann etwas mehr und bleiben eher gängig.

Ich habe selbst mit DOT 5 (Silikonbremsflüssigkeit) Korrosionsprobleme, weil sich Reste von DOT 4 aus dem Bremssystem mit Wasser verbinden und sich in einem kleinen aber hochaggressiven Tropfen am tiefsten Punkt des Radbremszylinders ansammelt, der dann direkt vor der Gummilippe anliegt. In der Korrosionsfurche bleibt die Gummilippe des Kolbens dann hängen und die Bremse wirkt bei leichtem Bremsen einseitig, schüttelt (weil nur ein Belag rausgeht), oder löst nicht richtig (was man dann vorne dann im Lenkrad merkt, weil es wie bei einer Unwucht zittert).

Es ist halt auch der Nachteil von DOT 5, dass solche Ansammlungen von Wasser und wasserlöslichen Schädlingen nicht aufgenommen werden, sich an maximal ungünstiger Stelle ansammeln um dort korrosiv tätig zu werden.

3 Zuletzt bearbeitet von Pepe (28.04.2020 22:24)

Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Das hintere Motorlager musss man meiner Meinung nach nicht für den HBZ entfernen. Ich würde auch nicht davon ausgehen, dass die Neuteile per se besser sind als das alte Teile. Wie gesagt, die Nachbauqualitäten sind zum Teil unterirdisch. Wenn Dein HBZ funktioniert, lass ihn drinnen. Meiner tut seinen Dienst seit 25 Jahren. Auch die Bremsschläuche sind so alt. Früher waren die Teile besser.

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo Pepe,

erst einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Tipps.  Meine hinteren Radbremszylinder sind wohl noch original von 1950. Sie besitzen keine Entlüftungsnippel, sondern nur Schrauben mit Citroen-Emblem auf dem Kopf. Das gibt jedesmal Sauerei beim Entlüften. Ich habe mal bei einem Bremsendienst erfolglos versucht,  Entlüftungsnippel dafür zu bekommen. Ich werde die originalen Radbremszylinder wenn möglich aufarbeiten und -wenn es mir gelingt- mit Entlüftungsschrauben versehen.
Da ich die Beläge jetzt mal habe, werde ich sie auch einbauen. Leider scheint aufgrund geringer Nachfrage niemand mehr das hintere Zentrierwerkzeug nachzufertigen.
Wenn jemand weiß, wo ich ein Zentrierwerkzeug erwerben kann, freue ich mich über Tipps oder Bezugsquellen.

Beste Grüße aus dem Siebengebirge

Klaus

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Am besten selber bauen.
Meine sind für div. Oldies, hab dummerweise diese aber nicht beschriftet !

Michael

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Die Zentriergeräte, die im Handel verfügbar waren, sind eh nicht zu gebrauchen.

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo Klaus,
Ich habe jahrelang statt des Zentriergerätes zum Einstellen der unteren Exzenter die Methode mit den Kreidestrichen angewendet. Braucht etwas mehr Zeit, funktioniert aber einwandfrei.
Ziehe bei den Bremsbelägen ca. 4 waagerechte Kreidestriche, bringe die Bremstrommel an und stelle mit den oberen Exzentern die Backen so weit nach aussen, dass sich die Trommel gerade noch durchdrehen lässt. Wenn Du danach die Trommel wieder demontierst, wirst Du erkennen können, wo die Beläge die Trommel berührt haben, und wo nicht. Dem entsprechend kannst Du die Backen mit den unteren Exzentern verschieben, neue Striche setzen und den Prozess dann wiederholen, bis der Abrieb ausgeglichen ist.
Seit ich ein Einstellgerät habe, mache ich es damit. Dass das Zentriergerät nicht optimal ist, kann ich unterschreiben. Man muss es "mit Augenmass" anwenden...

Ich verwende wenn immer möglich von einem Fachbetrieb geklebte Bremsbeläge und lasse diese an den Radius/Durchmesser der Bremstrommel anpassen. Ich verweise jedoch immer deutlich darauf hin, dass die Bremstrommel nicht ausgedreht werden soll. Je dünner die Wandung, desto grösser die Gefahr, dass sich die Trommel verzieht!

Hingegen bin ich ein Verfechter von Silikonflüssigkeit. Ich habe über Jahrzehnte gute Erfahrungen gemacht damit. DOT 4 ist meiner Ansicht nach viel rostanfälliger. Nicht umsonst richte ich meine Fortgeschrittenenkurse zum Thema "Bremsen" jeweils auf den Umbau auf Silikonflüssigkeit aus.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Beitrag von Karel Beukema auf der CTAC-Webseite und die nachfolgende Diskussion.
https://www.tractionavant.ch/Berichte/T … senjob.php
Daniel Eberli

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Lieber Daniel,

vielen Dank für Deine ausfühlichen Einlassungen und hilfreichen Hinweise. Ich denke, ich werde die Dienste eines Bremsendienstes in Anspruch nehmen und "weiche" Beläge aufkleben und einschleifen lassen. Fraglich ist, ob ich da mit den veranschlagten 80€ pro Achse hinkomme.
Ich hatte das mal für die Handbremse meines Traktors machen lassen und ohne Ausdrehen der Trommel für die eine Bremse (Sitz an der Ausgangswelle des Getriebes) ca. 70 € bezahlt!
Die Umstellung auf Silikonbremsflüssigkeit 5.0 habe ich beim Erneuern der vorderen Bremse erwogen, aber verpasst. Einerseits sah ich noch nicht die Notwendigkeit, die hinteren Bremsen ebenfalls zu erneuern, und andererseits hatte ich schon damals für hinten kein Zentriergerät. Aber wie es mal so ist: Faulheit lohnt sich nicht wirklich, denn die verschobenen Probleme holen einen wieder ein. So trage ich das Projekt weiter mit mir und verschiebe es auf einen einmal fällig werdenden Austausch der noch originalen Bremsleitungen...
Apropos Austausch der alten Bremsflüssigkeit: Da ich meist allein in meiner viel zu engen Garage werkele, habe ich mir zur turnusmäßigen Erneuerung der Bremsflüssigkeit auch den "Eezybleed" zugelegt. Leider entpuppte sich die Anschaffung infolge von Dichtigkeitsproblemen am Deckel des originalen blechernen Vorratsbehälters als Fehlkauf. Der mitgelieferte Adapter passte nicht wirklich auf den Vorratsbehälter aus Blech: Ich habe mit unguten Gefühlen unter Ausstoß diverser Verwünschungen die in den Motorraum ausgetretene Bremsflüssigkeit aufwischen müssen. Da ich keinen originalen Deckel zum Umbauen bekam (trotz eines glänzenden Deckels aus der Nachfertigung wurde es auch nicht dicht), musste nach alter Väter Sitte mein Sohn herhalten und auf mein Kommando das Bremspedal steuern, derweil ich unten den Schlüssel am Entlüftungsventil betätigte, um gleich darauf wieder oben Bremsflüssigkeit nachzufüllen. Wenn also noch jemand einen funktionstüchtigen originalen Deckel zum Umbau für einen Adapter an meinen Eezybleed rumfliegen hat.... 

Mit den besten Grüßen aus dem schönen Siebengebirge

Klaus

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo Michael,

hab ganz vergessen, mich für Deine Bilder zu bedanken. Leider verfüge ich nicht über eine Drehbank, um mir einen Konus zu drehen, der genau auf den Achsstumpf passt. Ich denke, eine normale Bohrung ergibt keine wirklich präzise Einstellmöglichkeit.

Grüße aus dem schönen Siebengebirge

Klaus

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo Klaus

Die Radnaben der Hinterachse haben keinen Konus.
Vor ganz vielen Jahren habe ich mir ein Zentriergerät ähnlich wie auf den Bildern von Michael zu sehen ist selber gebaut (es gab noch keine Werkzeuge zu kaufen. Habe damals alle notwendigen Werkzeuge nach den Zeichnungen im Rep. Handbuch selber gebaut).
Ich habe dafür eine überzählige Mutter der Radnabe (die zum Einstellen des Lagerspieles und Befestigen der Bremstrommel) verwendet, an der ich so eine Vorrichtung wie bei Michael gezeigt angeschweißt habe (man braucht also keine Drehbank).
Das Einstellen der Bremsbeläge geht dann ganz einfach: Bremstrommel runter, untere und obere Exzenter ganz nach innen drehen, Bremstrommel wieder drauf, einen der beiden oberen Exzenter nach aussen drehen, bis die Trommel ganz leicht schleift, Trommel wieder runter, Selbst gebautes Einstellwerkzeug auf das Naben Gewinde drehen, Dann den Bügel des Werkzeuges nach innen stellen, bis er die Oberkante des Bremsbelages berührt, den man nach aussen gestellt hat. Dann das Werkzeug über den ganzen Umfang der Bremsbeläge drehen und dabei alle vier Exzenter so einstellen, dass das Werkzeug über den ganzen Umfang der Bremsbeläge ganz leicht schleift. Fertig.

Gruß
Robert

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo Klaus,
nur zwei Tips:

Das Eezybleed-System habe ich mit einer kleinen, provisorischen Hilfsvorrichtung dicht bekommen. Siehe Fotos. Damit ist das System schon echt praktisch für Soloschrauber.

Außerdem: Entlüftungsschrauben mit Schlauchnippel bekommst du im einschlägigen KFZ-Zubehörhandel oder im Internet.

Gruß, Ferdi

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Re: Zentriergerät Bremse hinten gesucht

Hallo und vielen Dank für Eure Einlassungen.
Bei einem graden Wellenstumpf dürfte der Bau eines Zentriergerätes weniger problematisch sein. Wenn ich die Trommeln runternehme, werde ich mal Maß nehmen und schauen, ob ich ein passendes Rohr oder einen passenden Bohrer bekomme. Das Schweißen sollte das geringere Problem sein.
Die Bilder der Anpresshilfe für den Eeezybleed Entlüfter zeigen zwei Pressteile aus Metall. Worum handelt es sich dabei? Käfige von Silentgummis der Achslagerung?

LG Klaus