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Thema: Überwintern / Abstellen

Das Thema ist zwar bald nicht mehr so aktuell, andererseits daueraktuell: Wie überwintert man seine Traction möglichst schonend? Ich habe mein Fahrzeug erst im Herbst erworben und mich lange umgehört, welche Maßnahmen am besten geeignet wären; ich habe eine ans Haus angebaute Garage. Kurz bevor ich ein Luftentfeuchtungsgerät erworben hätte, habe ich noch einen für Museen und Privatleute tätigen gelernten und ausgewiesenen Technik-Erhaltungsspezialisten konsultiert, der mir eine ausgesprochen erleichternde Auskuft gab: Das beste sei es, kurzfristige Klimaschwankungen nach Kräften abzuwehren und ansonsten gar nichts zu tun. Also die Fenster der Garage zuzulassen und die Garage weder zu heizen noch zu entfeuchten noch irgendetwas dieser Art. An dieser Botschaft wollte ich die Mitwelt teilhaben lassen - vor allem diejenige Mitwelt, die, gleich mir, einen möglichst entspannten, dennoch nicht fahrlässigen Umgang mit dem historischen Fahrzeug schätzt.

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo Friedrich,
hinsichtlich des Raumklimas ist das sicher richtig, aber am Fahrzeug selbst empfiehlt sich doch, etwas mehr als "gar nichts zu tun". Zumindest sollten alle kritischen Karrosseriebereiche wachskonserviert werden, das heißt: Die Schwellerhohlräume von vorn bis hinten, die Türen innen und dort vor allem unten, sowie der gesamte Unterboden. Kritisch sind auch immer die Anschraubflansche der Kotflügel, die, wenn sie nicht demontiert werden, zumindest mit einem gut kriechenden Wachs von unten eingestrichen werden sollten. Nach meinen Erfahrungen ist hierfür das beste Mittel Mike-Sanders-Korrosionsschutzfett.
Viel Erfolg, Ferdi

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Re: Überwintern / Abstellen

Lieber Ferdi,
vielen Dank für die detaillierten Hinweise. Hierdurch ermutigt gleich noch eine Anfrage: Ich schätze die deutliche Patina meines unrestaurierten 11BN, original-bleu-nuit. Aber bei den Befestigungsstellen der Kontflügel zeigen sich die bekannten blumenkohligen Beulchen unter dem Lack, wie auch sonst an einigen wenigen Stellen. Ist es möglich, einen solchen Zustand zu konservieren? Ich höre da von "muß großflächig gemacht und neu lackiert werden" bis "kann ewig so bleiben" alles Mögliche. Vor allem der Hinweis auf eine Werkstatt, in der man Patina mag und helfen kann, sie zu erhalten, würde sehr dankbar aufgenommen.
Herzlich, Friedrich

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo Friedrich,
nichts gegen eine schöne Patina, aber das Vorhaben, den berüchtigten „Blumenkohl“ einerseits erhalten zu wollen und andererseits seine weitere Ausbreitung dauerhaft zu verhindern, halte ich für gewagt bis unmöglich.
Denn dort hat nun einmal die schützende Lackschicht die Bindung zum Metall verloren, Feuchtigkeit und Luftfeuchtigkeit haben Zugang zum Blech und lösen zwangsläufig weitere Korrosion aus. Hinzu kommt, dass die Feuchtigkeit in diese Rostnester auch über die Luft immer wieder sehr leicht hinein, aber auch durch Trocknung oft kaum wieder heraus zu bekommen ist und so auch in einer trockenen Garage der Rost still und leise den Lack immer weiter unterwandert.
Als temporäre Sofortmaßnahme kann man zwar das - besonders in heißem Zustand - gut kriechende Sanders-Korrosionsschutzfett auch einfach auftragen, aber ob dabei wirklich die letzte Ritzen und Aufblühungen durchtränkt werden, bleibt immer unsicher. Außerdem will wohl niemand im sichtbaren Lackbereich sein Auto einfetten wollen.
Fazit: Wer auf Dauer konservieren will, kommt um ein mechanisches Entfernen der Rostblüten nicht herum.
Noch ein Nachtrag: Besonders gefährdet ist übrigens bei der Traction auch noch der innere Fußbereich hinten rechts und links, da die Gummiabdichtungen für die Einführung der Hinterachs-Tragarme schon von Haus aus nicht 100%ig dicht sind und meist ziemlich zerbröselt sind. Schau mal dort unter deinem Teppich nach.
Schönen Gruß, Ferdi

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Re: Überwintern / Abstellen

Lieber Ferdi,
erneuten Dank. Dann werde ich mich auf die Hohe Queste nach einer Werkstatt machen, die behutsam vorgeht und möglichst viel erhält, aber auch im Auge behält, daß das Auto in 25 Jahren nicht schlechter dastehen soll als heute. Falls mir dabei Mitteilenswertes widerfährt, gebe ich es hier zum Besten.
Herzlich, Friedrich

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo Friedrich,
möchte noch hinzufügen, daß es auch heutzutage durchaus noch Lackierereien gibt, die mit sogn. "Beispritzen" perfekte Ergebnisse erzielen. Wenn Dein BN aus den 50igern stammt, ist er schon mit Kunstharzlack lackiert worden und man kann das Verfahren mit den heutigen Lacken anwenden. Beim "Beispritzen" wird nur die eigentliche Schadstelle gespritzt (vorher punktuell entrostet, grundiert, gespachtelt, usw.) und nicht z.B. der gesamte Kotflügel neu lackiert. Dies setzt einen Top-Fachmann voraus, der die Nachspritzfarbe ganz genau an die Altfarbe anpassen kann. Div. Versuche auf Musterblättchen sind nötig. Im Anschluß müssen die Spritznebel an den Rändern noch beipoliert werden. Alles in allem eine zeitaufwendige Arbeit, die zum Schluß sicher teurer ist als das ganze Teil zu lackieren. Aber wenn Du Substanz erhalten willst.....
Voraussetzung ist natürlich, daß das Blech an den Rostbereichen noch nicht in Löcher übergegangen ist.

Gruß
Peter Mävers

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Re: Überwintern / Abstellen

Als Bauphysiker kann ich vielleicht etwas zum Garagenklima beitragen: Alles zuzumachen ist nur sinnvoll, wenn man eine absolut trockene Garage hat. Also auch keine aufsteigende Feuchte aus dem Untergrund und das Fahrzeug muß beim Reinstellen natürlich auch trocken sein. Wenn alles zu ist, macht aber ein Luftentfeuchter Sinn. Wenn man Außenluft reinläßt weniger, weil der Luftwechsel-bedingte Feuchtetransport dominiert. Der Luftentfeuchter mag zwar den einen oder anderen Liter rausholen, aber er ist vergleichsweise (zur Belüftung)langsam. Außenluft in die Garage zu lassen macht Sinn, wenn es in der Garage wärmer ist als draußen. Wird die Luft in der Garage erwärmt sinkt ihre realtive Feuchte. Und nur die bestimmt Korosionsprozesse und die Feuchteaufnahme durch kapillaraktive Stoffe, wie Sitze und Holz. Mit Rosten, sagt die Forschung, ist bei weniger 50% r.F. Schluß. Der Worst Case in einer belüfteten Garage ist es im Umkehrschluß, wenn Außenluft in  der Garage oder auf der Blechoberfläche nach einer kalten Periode abgekühlt wird, weil es mittlerweile drausen wärmer ist als drinnen. (eine Nacht oder Wochen, je nachdem wie gut die Garage gedämmt ist). Dadurch steigt die rel.F. an und kann sogar auf den Oberflächen kondensieren. Kurz gesagt: Am besten messen. Es gibt kleine Datenlogger für realtive Feuchte z.B. bei Conrad. Guck mal Nr 100716-99 , ca. 60EU . Mit so einem ähnlich Teil habe ich in einer weitesgehend dichten Garage durchgehend 95% gemessen und den Wagen daraufhin sofort rausgeholt bzw. das Tor offen gelassen. So. Mani

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo,
ich habe das oder die Probleme mit Feuchtigkeit in einer Normen-Betongarage mit 3 Luftlöchern auf der einen und dem Belüftungsgaragentor auf der anderen Seite seit 1998 durch den Einsatz eines "AIR CHAMBERS" und nicht nur die ordentliche Überwinterung gelöst. Meine T.A. steht so sommers wie winters zwangsbelüftet und trocken in der wohl nicht optimalen Fertiggarage. Dieses Teil war seinerzeit in Deutschland erhältlich, jetzt ist es in England zu kaufen - in Google air chamber eingeben und dann unter car storage bag und www.airflow-uk.com/airchamber die Übersetzung nachlesen. Hierin ist auch die Wirkungsweise sehr gut erklärt. Ich für meinen Teil kann nur sagen, das Ding ist optimal, da selbst ein pitschnass eingestelltes Fahrzeug nach spätestens 48 Stunden trocken ist. Laufende Stromkosten von ca. 8 - 10 Euro per anno stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Es gibt noch einen weiteren Anbieter für den air chamber in England, er steht auch bei Google.
Schaut mal bei Google nach.
Gruß Uwe Rompalsky

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo, hier kommt die E-Mail-anschrift des weiteren von mir genannten Anbieters füer Air-Chamber in England. www.classiccarshop.co.uk oder noch schneller: www.classiccarshop.co.uk/air_chamber.htm
Das war es.

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Re: Überwintern / Abstellen

Lieber Uwe Rompalsky, vielen Dank für die Antwort.
Jedoch: Wenn ich mein naßgeregnetes Fahrzeug in meine suboptimale Garage stelle, so sind die Tropfen auch ohne "Airchamber" nach einem Tag verschwunden. Die Funktionsweise der "Airchamber" will mir nicht so recht einleuchten. Gegen Staub hilft der Filter, das ist klar, und gegen Muff hilft die Luftumwälzung womöglich auch, aber wenn ich "50,000 litres of clean air per hour" durch die "AirChamber" schicke, und diese 50.000 Liter zwar sauber sind, aber auch so feucht wie meine Garage bzw. die Außenluft, so bin ich keinen großen Schritt weiter. Gewiß ist eine "Airchamber" oder jedes ähnliche System zusammen mit einem Luftentfeuchter eine gute Idee, aber eben auch nur zusammen. Oder habe ich einen Denkfehler begangen? (Insgesamt entspricht ein Plastiktütensystem ohnehin nicht meinem Wunsch nach einer mühelosen Handhabung; wenn es aber wirklich gut funktioniert, dann käm ich vielleicht doch in Versuchung ...)

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Re: Überwintern / Abstellen

Hallo,
das Prinzip des Airchambers ist nachzulesen bei Google unter dem Suchwort Air Chamber, u.a. hat das Wegener Institut Bremerhaven dazu auch einen Beitrag erstellt.
Gruß Uwe