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Thema: Kipphebel überholen

Was macht man bloß mit verschlissenen Kipphebeln mit verschlissener Druckfläche (bei mir etwas eingelaufen - schwieriges Ventilspieleinstellen)und Spiel auf der neuen Kipphebelwelle? Hat die schonmal jemand gebuchst? Materialfrage: würde ja glatt zu einem härterem Material tendieren, als die Kippebelwelle bietet, nach dem Motto: neue Kipphebelwelle kost nix im Gegensatz zu acht Kipphebeln.

Bin auf Antworten gespannt.

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Re: Kipphebel überholen

Tach Mani,

auf der Klopfgeistsuche meines Motors hatte ich Gelegenheit, den Ventiltrieb genauer zu studieren. Der neue Zylinderkopf hat 7000 km gelaufen. Die Druckflächen der Kipphebel waren deutlich eingelaufen. Ursache ist,
a)   dass die Oberfläche offenbar nicht gehärtet ist,
b)   die Druckflächen sich nicht exakt parallel über das Ventilschaftende abwälzen.

Also billiger Nachfertigungskram.

a) lässt sich durch Gasnitrieren nachhärten; natürlich nur dann, wenn als Werkstoff kein Wald-und-Wiesen-Eisen verwendet wurde, sondern kohlenstoffhaltiger Stahl. (Was zu bezweifeln ist.)

b) Die Druckflächen Ventil für Ventil anpassend parallelschleifen. Am einfachsten ist es, die Druckflächen leicht ballig schleifen und polieren.

Der Verschleiß auf der Welle ist mit richtigem Öl nur sehr gering, da dort eine ausreichend große Lastverteilung des Ventilfederdrucks (u.a.) über die Fläche erfolgt.

Somit sind wir wieder beim Thema Schmieröl angelangt: Nicht oder gering additivierte Öle ohne Druckzusätze etc. lassen das Motorinnere natürlich erheblich stärker verschleißen. 

Grüße aus Aachenland,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Kipphebel überholen

Hallo mani,
habe ich noch vor, muß mir aber noch was ausdenken, wie ich die Teile spannen kann. Muß ja was 'rausgedreht/gebohrt/gefräst werden, aber da ist wenig Fleisch zum Wegnehmen. Werden recht dünnwandige Buchsen. Als Material nehme ich Bronze oder Rotguß, wie sich das gehört. Kleine Winterbastelei...
Die Köpfe der Hebel würde ich auch so leicht ballig schleifen, sehen bei mir aber noch gut aus.
Ich denke mal nicht, daß die groß gehärtet sind- zumindest nicht vollständig. Werden wir sehen, ich erzähl 's Euch dann.
Salut  Rolf

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Re: Kipphebel überholen

Danke für die Hinweise. Nun frag ich mich vor allem zwei Dinge: Ballig schleifen ist einfach gesagt. Ich würde das auslagern und einen Moternbauer o.ä. beauftragen. Beim MAterial frage ich mich, ob Rotgus/Bronze die für die Kraft geeignet sind. Die Kräfte sind schon wesentlich, bedenkt man, das nicht nur die Federkraft über einen Hebel überwunden wird, sondern dies auch noch recht schnell aus der Null Position erfolgt. Der Tribologe weiß, was das Reibungstechnisch bedeutet. Jedoch muss es ja irgendwas geben, was man dort üblicherweise verwendet. Mein PEugeot 205 hat hat irgen ein helles MAterial, sieht aus wie Alu.

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Re: Kipphebel überholen

Ballig schleifen ist einfach gesagt. Ich würde das auslagern und einen Moternbauer o.ä. beauftragen.

___Brauchst Du nicht. Mit einer Minimot, Proxon, o. ä. ist das wirklich kein Problem. Leichtes Balligschleifen, nur verrunden.

Beim MAterial frage ich mich, ob Rotgus/Bronze die für die Kraft geeignet sind. Die Kräfte sind schon wesentlich, bedenkt man, das nicht nur die Federkraft über einen Hebel überwunden wird, sondern dies auch noch recht schnell aus der Null Position erfolgt.

___Die Kräfte sind, auf die Fläche bezogen, nicht ungewöhnlich hoch. Bronze funktioniert, besser ist Phosphorbronze wegen der Notlaufeigenschaften.

Der Tribologe weiß, was das Reibungstechnisch bedeutet.
___Im Betriebszustand schwimmen die Kipphebel nur bedingt auf einem hydrodynamischen Schmierfilm auf, da die tragfilmaufbauende Rotation fehlt. Daher ist hier die Ölqualität ausschlaggebend. 

Mein PEugeot 205 hat hat irgen ein helles MAterial, sieht aus wie Alu.
___Vielleicht Silumin, eine übereutektische Aluminiumlegierung; hat mit Stahl eine gute Reibpaarung.

Grüße,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Kipphebel überholen

Dann will ich dieses Silumin. Das scheint ja geeignet zu sein. Es sei denn jemand weiß, dass es mit einer roten Legierung geht - weil gesehen oder ausprobiert. Mal sehen, ob das jemand macht.
Ich glaube aber nicht, dass man die Druckfläche des Kipphebels  händisch gut bearbeitet kriegt. Wenn die Fläche etwas zur Seite kippt, habe ich das gleiche Theater beim Einstellen wie vorher. Ich traue mir nicht zu, eine Öberfläche herzustellen, die wenige Hundertstel genau ist.

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Re: Kipphebel überholen

Ausprobieren- das geht demnächst los...
Mein HY ist beinahe fertig, und die Buchsen der Pleuelaugen habe ich aus Rg7 selber gedreht(feingebohrt hat natürlich der Motoreninstandsetzer). Mal sehn, wie das hält. Und wenn 's das aushält, sollten die Kipphebelchen damit 1000 Jahre halten... :o)

Salut Rolf

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Re: Kipphebel überholen

Mani,

Anmerkungen dahinter.

>>>Dann will ich dieses Silumin. Das scheint ja geeignet zu sein.<<<

___Nein, so war das nicht gemeint. Wenn es bei o. a. Peugeot verwendet wird, heißt es nicht, dass es für die Hebel-/Kraftgeometrie geeignet ist. Ist zudem schwer zu verarbeiten, da im letzten Gang die Siliziumkristalle freigeschliffen werden müssen.

>>>Es sei denn jemand weiß, dass es mit einer roten Legierung geht - weil gesehen oder ausprobiert.<<<

___Ja klar, diverse Bronzelegierungen sind auch als Kipphebel-Buchse im Einsatz.

>>>Ich glaube aber nicht, dass man die Druckfläche des Kipphebels händisch gut bearbeitet kriegt. Wenn die Fläche etwas zur Seite kippt, habe ich das gleiche Theater beim Einstellen wie vorher. Ich traue mir nicht zu, eine Öberfläche herzustellen, die wenige Hundertstel genau ist.<<<

___Braucht doch nicht so genau zu sein. Ballig nach Augenmaß genügt, LEICHT ballig. Habe ich an anderen Motoren schon oft gemacht. Es geht lediglich darum, dass die Kipphebelfläche nicht schräg, sozusagen "auf Kante", auf das Ventilschaftende drückt.

Grüße,
Werner

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Kipphebel überholen

Ja, kannst Du mir denn eine bestimmte Legierung in Anbetracht der Härte der Kipphebelwelle (schonmal jemand geprüft?) empfehlen?

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Re: Kipphebel überholen

Mani,

wir sollten uns hier bei unseren 11-ern nicht zu weit von der Praxis entfernen. Was nutzt eine perfekt saugende Lagerung der Kipphebel, wenn das Material selbst (zu) weich ist und die Druckflächen einlaufen?

Zudem sind die Ansprüche an das Ventilspiel zumindest beim Perfo äußerst gering. Dem Motor ist es völlig wurscht, ob das Ventilspiel 0,3 oder 0,15 mm beträgt, denn der Unterschied heiß/warm/kalt betrug bei meinen Messungen immer weniger als 0,05 mm.

Eingelaufene Kipphebel kann man an der Druckfläche etwas nacharbeiten, aber auch das ist nur bei starkem Verschleiß nötig. Denn eingelaufene Messflächen umgeht man simpel, indem man das Spiel bei laufendem Motor prüft.

Und - etwas rasseln sollten unsere Oldtimer schon, oder nicht ... 

Bei üblich legiertem Öl sorgen dessen EP-Zusätze dafür, dass der Verschleiß auch von ungünstig ausgelegten Druckflächen gering bleibt.

Grüße,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Kipphebel überholen

Dass es dem Motor wurscht sei, wie seine Ventile eingestellt sind, glaube ich auf gar keinen Fall. Nach dem Ventile einstellen verbuche ich regelmäßig einen Leistungsgewinn. Ist natürlich nur subjektiv. Durch das Spiel wird eben auch Öffnungsdauer bestimmt und die sollte so groß wie möglich sein.