26

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo Harald,

ich habe zwischenzeitlich in alten Lehrbüchern der Tribologie gestöbert und als Allgemeinwerte - Wissensstand 1950 - folgende konstruktive Werte zur Ölumwälzung gefunden:

Erwünschte Fördermenge: 0,1 - 0,2 l pro PS,
Wannenvolumen soll 3 - 4 mal pro Minute umgewälzt werden,
Ein Öldruck von 1 Atü gilt als ausreichend, Allgemeinwert bei eingelaufenem Motor soll 2 - 3 Atü sein, Höchstdruck 4 - 5 Atü, Grenzdruck 0,5 Atü im Heißzustand und Leerlaufdrehzahl.
Öldruckschalter spricht an bei 0,5 - 0,6 Atü.

Wie oben eingeleitet, das sind keine CTA-typischen Werte, sondern allgemeine Richtwerte aus einer Zeit, als man Öl"additive" gerade zu buchstabieren lernte.

Grüße von der Nordeifelkante,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

27

Re: Öldruck 11CV BL

HAllo Stephan,
sorry für die Verwechslung weiter oben.

Der Druck im Gleitlager erfolgt durch die Drehung der Welle, die somit den Ölfilm mitzieht. Da die Welle aufgrund der Kolbenkraft nach unten gedrückt wird, liegt die Welle niccht mehr zentrisch in den Lagern und der rotierende Ölfilm wird durch eine Verengung geschoben. Dadurch baut er einen Druck auf, weil er nicht so schnell weg kann. Die Drücke die hier entstehen betragen ca. das 100fache des Öldrucks der Ölversorgung. ICh habe mal versucht es verständlich-vereinfacht zu erklären. Wenn Du es genau wissen willst:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hydrodynamisches_Gleitlager

und noch genauer hier (man muss nicht alles verstehen, aber es sind gute Prinzipbilder dabei):
http://www.fb06.fh-muenchen.de/fb/queries/download.php?id=2297

Wenn man Mittels Schmierkreislauf kein Öl nachführen würde, würde das Öl irgendwann vollständig aus dem Gleitlager herausgelaufen sein (im Gegensatz zu Fett) und das LAger würde trockenlaufen. Der Öldurchsatz ist gewollt, weil es gleichzeitig das LAger kühlt und Abrieb abtransportiert. Der Öldruck bestimmt neben der Herstellung der Minimalschmierung (die erwähnten 0,5-1 Bar um das herauslaufende Öl zu ersetzen), den Durchsatz an Öl, um das LAger zu kühlen. Daher auch der Zusammenhang zwischen Motorleistung und Öldruck: Jedes PS wird über den Ölschmierfilm in den LAgern übertragen und erzeugt eine bestimmte Wärmenergie, die im Öl bzw. im LAger verbleibt und irgendwie abgeführt werden muß. Bei einem zu nierdigen Öldruck wird das LAger immer heißer , das Öl im LAger immer dünnflüssiger so dass der Schmierfilm zusammenbricht. Auch herausgeschmolzenes LAgermaterial wurde gesichtet. Ich leite dann mal gleich über zu der übernächsten Anmerkung Deinerseits: Öl ist bei 70° dünnflüssiger als bei 20°, mehr ändert sich erstmal nicht. Nur ist es so, dass Lager und Kolben durch die Warmedehnung   erst ihre korrekten MAße erhalten und diese sind so ausgelegt, dass bei Betriebstemperaur und entsprechender Ölviskosität die optimalen Bedingungen für den Aufbau eines tragfähigen  Schmierfilms im LAger bestehen.

Nochmal zum Messort des Druckes: Die Sache mit dem vermutlich nicht ganz korrekten LAger ist nicht nicht von der HAnd zu weisen, ich habe diese Vergleichsmessung genau aus dem Verdacht heraus durchgfeührt (LAgersitze herstellen war die einzige Sache, die ich aus der Hand gegeben habe...).
Trotzdem ist es üblich in der HAuptverteilung zu messen: wenn hier alles im grünen Bereich, dann stimmt es für alle LAger. Aber, wenn Du meinst, der Druck ist im Verteilungssystem überall mehr oder minder gleich, dann will und kann ich das jetzt nicht von der HAnd weisen. Ich finde den Anschluss am Ende des HAuptkanals trotzdem einfach und elegant, sehe dort kein Problem.
KAnn es sein, dass originale NAchrüst-Öldruckmesser -ich meine es gab die- genau dort angeschlossen wurden?

Gutes Fahren,
Mani

28

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo Manni,
schön,wenn Literatur zur Hilfe geholt wird. Der Druck im Lager ist wie von Dir beschrieben. Aber wie gut er ist, ist nicht allgemein erklärbar. Das hängt vom Lager ab. Ist es verschlissen, gibt es gar keinen Druck. Hat es Riefen auf der Druckseite, vermindert sich der Druck. Man sieht also, es können sich dutzende Zustände einstellen, die einem irgend welche Arbeiten aufnötigen können. Ein guter Öldruck von der Pumpe her sorgt für genügend Nachschub im Lager bei noch annehmbaren Verhältnissen. Das Öl spielt auch eine Rolle: Vorgeschrieben in den Unterlagen von Citroen, und auch allen anderen Automarken, sind für den Einlauf 10er Öl. im Winter 20er Öl und im Sommer 30er Öl. Für runter gerittene Motoren im Sommer 40er Öl. Das waren unlegierte Mineral-Öle. Es gab nur Einbereichs-Öle und die waren den äußeren und inneren Verhältnissen des Motorenlebens angepaßt. Zusätze hat es kaum gegeben, die bekamen nur die Leistungssportler.
Heute fahren wir Mehrbereichsöle, die uns die äußeren Temperaturunterschiede vergessen lassen. 10W40 ist gut für unsere Motoren. Man kann den Anlasser nicht überbeanspruchen durch zu hohe Zähflüssigkeit und bei hohen Außentemperaturen  bleibt das Öl funktionstüchtig. Es gibt noch einen weiteren Punkt der beachtet werden sollte: Mineral-Öle haben eine geringere Schmierkraft als Synthetik-Öle. Bei einzufahrenden Motoren empfehlen sich also Mineral-Öle mit einem öfter anfallendem Wechsel. Die etwas schlechtere Schmierung kann man in Kauf nehmen, es werden die lager schneller geglättet und auch mit diesem Öl gut gespült, um Abrieb zuverlässig zu beseitigen. Die alten Hasen unter den Motoren können mit synthetischen Ölen betrieben werden. Auch kann man hier vorsichtig mit Molykoten oder anderen Zusätzen arbeiten. Doch hier sollte man nichts übertreiben, Zusätze setzen sich, das ist eigentlich ihre wahre Bestimmung der besseren Schmierung wegen, an den Wandungen ab. So also auch in Filtern oder dünnen Leitungen und machen die bei übermäßiger Beaufschlagung dicht. Also Vorsicht! Noch ein Wort zu unlegierten Ölen: Wir sind da wieder bei meinen Worten zur Motorreinigung. Abgelagerter Öl-Schlamm an Lager,Wandungen und Leitungen behindern einen tadellosen Ölumlauf! Deswegen gibt es Heute die legierten Öle, sie halten den Motor sauber.
Zum Anschlusspunkt der Öldruckontrolle noch ein Wort: Wo, als am Hauptkanal bitte liegt meine Bundschraube zum Kopf? Ob jetzt der Druck ums Eck muss oder auf dem Geradeausweg gemessen wird, dürfte doch Wurscht sein oder etwa nicht? Es haben sich ja bei Einigen von Euch die Haltung zum allgemeinen Öldruck im Motor meiner Meinung an geglichen.
Viele pannenfreie Kilometer mit Euren 11ern oder sonstigen betagten Autos. Ulrich, der Vater

29

Re: Öldruck 11CV BL

Wie wäre es mit einem Blick in das Reparaturhandbuch?
Da steht zu diesem Thema einiges darin.

30

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo miteinander,


ich habe den Verdacht, dass die Manometer nicht unbedingt richtig anzeigen? Das bei meinem Traction eingebaute ist neu. Im Leerlauf habe ich mit einem Feststofföl 10 W-40 über 1 bar, bei >80 km/h 2,1. Auch bei kaltem Motor ist der Druck nie höher. Das macht stutzig.

Zudem zuckt die Anzeige bei BAB-Fahrt. Bei anderen Fahrzeugen sind die Anzeigenwerte entweder vergleichbar, oder beispielsweise kalt deutlich oberhalb 4,5 bar.

Entweder ist die Pumpeneinstellung falsch, oder das Anzeigeinstrument?

Wer hat ähnliche Erfahrung?


Grüße vom Nordeifelrand,
Werner

Post's Anhänge

Anhang Symbol Frings 26229R.jpg 73.19 kb, 69 Downloads seit 2008-08-02 

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

31

Re: Öldruck 11CV BL

Nachdem ich jetzt einige Fahrten mit der Öldruckanzeige gemacht habe, hier die Ergebnisse: Bei kaltem Motor (30er ÖL) im Leerlauf ca. 2,4 bar, bei ca. 80 km/h ca. 2,7 bar. Bei warmem Motor im Leerlauf max. ca. 0,5 bar, bei ca. 80 km/h ca. 2,4 bar. Der öldruck steigt bei warmem Motor vom Leerlauf auf die Drehzahl bei 80 km/h langsam und träge an, fällt im Leerlauf dann aber schnell ab. Bei kaltem Motor steht er praktisch im Leerlauf und während der Fahrt.
Beim nächsten Ölwechsel will ich es mal mit 20W40 o.ä. versuchen.
Vielleicht sind die alten Motoren so und man sollte sich nicht zu viele Gedanken darüber machen. Mich hat nur der Vergleich mit dem Öldruck in meinem Saab 900 von 1992 irritiert. Dort verhalten sich Druck (und Anzeige) völlig anders. Der Druck fällt im Leerlauf zwar ab, aber nicht gegen null und die Öltemperatur spielt eine geringere Rolle. Vielleicht liegt es am Öl 10W40.
Gruß, Harald

32

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo Harald,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Stimmt, mit dem 10W-40 ist die Differenz zwischen warm und kalt recht gering. Aber merkwürdig ist halt, dass die Öldruckanzeige nie über 2,1 geht, egal, welche Drehzahl oder Temperatur. Und das Zeigerzucken ist auch nicht normal. Weiter recherchieren ist somit angesagt.


Viele Grüße,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

33

Re: Öldruck 11CV BL

Der motoroeldruck ist 2,5bar, unabhängig der drehzahl.
Wenn die oelpumpe auf einer prüfvorrichtung auf diesen wert
einreguliert wird und im motor diesen wert nicht erreicht, ist
der motor scheisse.
Ich habe bis jetzt keinen fall erlebt wo ein oeldruckmesser sinn
gemacht hat. Wenn bei 80kmh auf der autobahn der oeldruck ver-
schwindet nützt die anzeige auch nichts mehr. Der totalschaden
ist dann schon da.

34

Re: Öldruck 11CV BL

Starker Beitrag, der die Diskussion nicht weiterführt, sondern eher behindert. So einfach ist Physik nicht.
Öldruck unabhängig von der Motordrehzahl, der Viskosität und der Temperatur des Öls kann es nicht geben, weil die Ölpumpe vom Motor angetrieben wird. Bei steigender Drehzahl des Motors und damit der Pumpe steigt die umgewälzte Menge des Öls pro Zeit und damit auch der Druck, bis das Druckreduzierventil in der Pumpe öffnet, um Schäden zu vermeiden.
Sonst könnte es in Werkstatthandbüchern auch keinen Referenzwert für einen korrekten Öldruck geben, z.B. mindestens 2,7 bar bei 2000/min, 10W30 und 80 Grad Öltemperatur (Saab 900), der genau diese Werte nennt.
Gruß, Harald

35

Re: Öldruck 11CV BL

Ich messe bei maximal warmen Öl (ca. 80°C nach halbe Stunde Fahrt mit anhaltend hoher Drehzahl (Autobahn oder gut ausgebaute LAndstraße) in etwa die gleichen Werte wie bei Harald: Leerlauf kritische o,5 bar; bei 100kmh (abzgl ca. 7% für echte Geschwindigkeit) ca. 3 bar (bei mir wird erst ab 4 bar abgeregelt, sonst wären es wohl auch so 2,8 bar) Motor und Ölpumpe sind vor 10.000 km überholt worden. Ob 15W-40 oder 20W-50 macht bei mir gefühlt keinen keinen so großen Unterschied. Zumindest nicht so groß, dass ich ohne genauere Messungen keine Angaben machen würde.

36

Re: Öldruck 11CV BL

Guten Abend zusammen,

das Gefühl von Mani ist richtig. Zwar ist das 15W-40 in der VT-Kurve sichbar dünnflüssiger als ein 20W-50. Aber bei 80 °C ist der praktische Unterschied nur gering.

Genau das ist die Sache eines Mehrbereichöls: Im kalten Zusstand dünner, im heißen dicker als ein Einbereichsöl.

Grüße,
Werner

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

37

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo miteinander,

der oben gehegte Verdacht, dass das Manometer falsch anzeigt, hat sich nicht bestätigt. Ich habe es heute stufenweise von 1 - 7 bar abgedrückt - die Anzeige ist genau.

Somit liegt es wohl an der Einstellung meiner Ölpumpe, die ab 2,1 bar abbläst. Denn auch im niedrigen Leerlauf habe ich 1 - 1,5 bar, der Druck steigt dann beim leichten Gasgeben sofort auf 2,1, mehr kommt dann nicht mehr.

Grüße, Werner

Post's Anhänge

Anhang Symbol Frings 26330R.JPG 222.67 kb, 55 Downloads seit 2008-08-15 

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

38

Re: Öldruck 11CV BL

Grüzi,
Ich bin von den wissenschaftlichen Überlegungen in diesem Thread ziemlich geplättet.
Ich habe bislang immer geglaubt, Flüssigkeiten seien physikalisch gesehen inkompressibel und hätten daher - im Gegensatz zu Gasen - keinen Druck. Aber dem ist offenbar nicht so. Ich bin 80.000 km in meinem Wagen gefahren und habe immer das nächst greifbare billigste Öl aus dem Supermarkt nachgekiippt. Naja, andererseits suche ich auch jetzt eine ATM...hm...

Post's Anhänge

Anhang Symbol traction_motor.jpg 334.17 kb, 80 Downloads seit 2008-11-11 

39

Re: Öldruck 11CV BL

Da hast Du völlig richtig geglaubt- Flüssigkeiten waren, sind und bleiben inkompressibel... :-)
Was fehlt Deinem Moddorle denn- keine Leistung mehr oder konkreter Schaden?
Vielleicht ist ein Tausch gar nicht nötig, denn sooo knifflig ist die Überholung in Eigenregie gar nicht.
Fürs Schleifen der Kurbelwelle und das Nacharbeiten am Kopf(Ventilsitze, Planen) brauchst Du 'nen Motoreninstandsetzer, alles andere kann man selber stemmen!
Wenn Du so einen Motortotalumbau planst, bist Du ja bestimmt sowohl vom Handwerklichen als auch von der Werkstattausrüstung her kein Anfänger...?
Salut  Rolf

40

Re: Öldruck 11CV BL

@vilebrequin
Tja, was dem Motörle fehlt ist folgendes:
Er hat munter Motoröl aus dem oberen Einfülldeckel ins bayerische Voralpenland gesprüht. Vermutlich kommt das durch defekte Ventilschaftführungen...

Der Wagen fuhr noch gut, als ich ihn wegen eines verlorenen Auspufftopfes mit kernigem Sound zum Schrauber brachte. Dort habe ich ihn aber im warmen Zustand nicht mehr gestartet bekommen. Beim Messen der Kompression ergaben sich desaströse Werte.

Je tiefer der Motor zerlegt wurde, desto übler wurde es: verbrannte Kerzenelektroden, angesengte Ventile, undichte Führungen, verschlissene Lagerschalen, beschädigte Kurbelwelle, Kolben wackeln, Riefen an den Laufbuchsen, Nockenwelle hat sich in der Messingbuchse festgedreht und ist nun direkt im Grauguss gelagert. Insgesamt ist der Motor einfach abgenudelt.
Im kalten Zustand startete er moch gut, nach Erreichen der Betriebstemperatur aber nicht mehr. Mir war das nie aufgefallen, da ich ihn in den letzten Jahren nie warm gestartet habe, immer nir kalt zum Weg in die Arbeit und kalt für den Heimweg. Bin tgl. seit April ca. 80-100 km damit gefahren.

Zu der Vermutung meiner handwerklichen Fähigkeiten:
Ich bin  k e i n   erfahrener Schrauber und habe keine Werkstatt aber ich bin technisch sehr begeistert und find es einfach toll, diesen Wagen zu fahren.

Derzeit steht der Wagen bei einem befreundeten Mechaniker, der sich trefflich mit den 11ern auskennt.

Post's Anhänge

Anhang Symbol Traction_2008.JPG 486.68 kb, 65 Downloads seit 2008-11-12 

41

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo Jan,
ist dieser befreundete und 11CV-kundige Mechaniker auch für andere 11CV-Fahrer im Voralpenland für Hilfe und Unterstützung zugänglich oder nur exklusiv für Dich? Nur vorsorglich gefragt. Man weiß ja nie.
Harald

42

Re: Öldruck 11CV BL

@ Harald Nielssen

Hi Harald,

der 11er Schrauber aus dem Alpenvorland steht natürlich auch andern Tractionisten gerne hilfreich zur Seite:

Dieter Ruthmann, Moorenweis, 08146/998885 (18-20 Uhr)

Grüße, Jan

43

Re: Öldruck 11CV BL

Hallo Jan,
ich danke für die Information.
Gruß, Harald