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Thema: Bremshydraulik

Hallo Forum,

die Bremshydraulik meiner Traction macht m.E. einen ziemlich nachgiebigen, elastischen Eindruck zumindest im Vergleich zu modernen PKW. Dies äußert sich darin, dass beim ersten Bremsen der Pedalweg relativ groß ist, durch schnelles Pumpen kommt der Druckpunkt dann weiter hoch.

(Luft im System kann ich nach ausgiebigster Entlüftung übrigens sicher ausschließen, ebenso wie jegliche Undichtigkeiten, das ganze hydraulische Bremssystem ist komplett neu.)

Mein Verdacht geht in Richtung der Bremsschläuche und deren bauartbedingten Elastizität. Vor längerer Zeit war, wenn ich mich richtig erinnere, dieses bereits schon einmal Thema hier im Forum und es war die Rede von gepanzerten Bremsschläuchen. Ich kann den Beitrag aber nicht mehr finden.

Möglicherweise unterscheiden sich auch die Bremsschläuche in ihrer Qualität von Hersteller zu Hersteller?

Wie sind Eure Erfahrungen diesbezüglich und weiß vielleich jemand etwas von diesen gepanzerten Schläuchen und deren Bezugsquellen?

Im Voraus Danke, Ferdi

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Re: Bremshydraulik

N'Abend Ferdinand,

das was Du meinst sind Stahlflexleitungen. Die bestehen aus Teflonschlauch und sind mit Stahlgeflecht ummantelt. Der Druckpunkt damit ist spürbar härter. Lebensdauer erheblich länger als die üblichen Gummileitungen.

Die (z. B.) Fa. 'Spiegler' fertigt mit sehr hochwertiger Qualität auch nach Muster an. TüV-Eintragungspflicht.

Da Du Silikonöl als Bremsflüssigkeit nimmst, denke ich aber eher, dass die Manschette vom HBZ nicht mehr straff genug ist und erst durch den Druckaufbau beim Pumpen besser anliegt.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

3 Zuletzt bearbeitet von Meini (17.03.2014 12:14)

Re: Bremshydraulik

Bremsbacken nachgestellt? Das erwähnte verhalten ist typisch für zu weiten backenweg.

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Re: Bremshydraulik

der Fehlerbeschreibung nach würde ich auch auf zu großes Spiel zw. Bremsbelag und Bremstrommel tippen. Daher zuerst Breme einstellen und dann noch mal prüfen. Gruß Edwin

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Re: Bremshydraulik

Ich weiß nicht, ob der HBZ des Traction ein Bodenventil hat, das den für Trommelbremsen notwendigen Vordruck hält.

Auch das könnte, wenn es leicht sickert, das geschilderte Verhalten des weichen Anfangsbremsdrucks bewirken.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

6 Zuletzt bearbeitet von Spitzkühler (19.03.2014 14:37)

Re: Bremshydraulik

Hallo Ferdi,
die normalen Bremsschläuche genügen in einem normalen PKW vollkommen! Sie geben zwar etwas nach bei Gewaltbremsungen, dies ist aber vernachlässigbar. Die härteren Schläuche werden zusammen mit nahtfreien Stahlleitungen im Rennsport verwendet. Hier darf nichts nachgeben. Also darüber nicht weiter nachdenken.
Deine Bremsen sind neu. Da werden dann auch neue Gummis im Hauptbremszylinder und in den Radbremszylindern sein. Wenn sie dann auch noch nachgehohnt oder komplett neu sind, dürfte die Welt in Ordnung sein.
Übrigens, das " BODENVENTIL " ist auch hier vertreten. Es geht gar nicht anders. Dieses Ventil sorgt beim Bremseaufmachen für den richtig dosierten Rücklauf der Bremsflüssigkeit und verhindert auch ein Leerlaufen der Leitungen. Es bleibt somit ein geringer Restdruck in der Anlage bestehen. Diese Funktion hängt von den Backen-Rückzugfedern und der Feder im Hauptbremszylinder ab. Damit hängt auch der Füllstand in den Leitungen mit dem evtl zu großen Backenweg zusammen.
Eine Abbildung ist im Schäfer-Reparaturhandbuch zu sehen, --  sollte man haben!

1. Also ich stelle die Bremsbacken immer auf Anliegen an der Trommel ein.  Damit nichts nachgeben kann. Siehe weiter unten.
2. Ein sauberen Glaszylinder mit einem längeren, transparenten Plastikschlauch und einen passenden Schlüssel für das Entlüfterventil, sowie evtl ein Holzklotz, als Tisch für den Glaszylinder, sollte vorhanden sein.
3. Einen Helfer zum Entlüften. Der muss auf Komando das Bremspedal langsam bedienen, um die Anlage luftleer zu bekommen.
3a. Entlüfterventil auf, aber nicht zu weit, sonst zieht das Ventil über das Gewinde Luft   -  Bremspedal langsam nieder treten -
Pedal halten und Ventil zu drehen - Pedal langsam zurück lassen, damit Bremsflüssigkeit ohne Verschlucken nachgesaugt werden kann.
4. Immer wieder bei der Arbeit den Füllstand im Nachfüllbehälter kontrollieren, damit keine Luft gezogen wird.
5. Die längste Leitung beginnt mit der Prozedur und die Kürzeste beendet das Ganze.
6. Ist noch kein Normalbetrieb möglich, muss alles nochmal gemacht werden.

Ist man zufrieden mit dem Ergebnis, werden die Bremsen, wie im Rep-Buch angegeben, eingestellt.

Ps. Es ist völlig egal, was für eine Bremsflüssigkeit verwendet wird, die Arbeit ist immer die Gleiche und besondere Maßnahmen diesbezüglich sind nicht zu beachten.

Noch etwas zur Einstellung der Bremse. Die Bremsbeläge müssen mit dem Durchmesser der Trommeln harmonieren, dh. sie müssen den gleichen Durchmesser haben. Die unteren Exenter müssen richtig eingestellt werden, sonst klappt es nicht mit der Bremse. Hier gibt es eine Hilfsvorrichtung für die Grobeinstellung - siehe Rep-Handbuch. Dann wird die Trommel aufgesetzt und richtig angezogen. Jetzt müssen die Bremsbelege richtig über die seitlichen Trommelschlitze mittels einer Fühlerlehre eingestellt werden. Ist dies geschehen, werden die Bremsbelege mit den oberen Exentern zum Anliegen gebracht. Nun kann man mit der Entlüftung beginnen. Ist man damit fertig, werden die Bremsbelege an den oberen Exentern wieder soweit aufgemacht, dass die Trommel sich frei drehen läßt. Danach sollte man noch die Handbremsseile kontollieren und evtl nachstellen.

Viel Spaß und ein gutes Ergebnis!
Ulrich

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Re: Bremshydraulik

"Jetzt müssen die Bremsbelege richtig über die seitlichen Trommelschlitze mittels einer Fühlerlehre eingestellt werden."

Welche seitlichen Schlitze? Ich kenne keine Möglichkeit die unteren Excenter bei eingebauter Trommel zu justieren..oder habe ich etwas falsch verstanden?

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Re: Bremshydraulik

Hallo Pepe,
leider sind die Schlitze nicht immer in den Trommeln, wie ich feststellen mußte!
Also, wenn Trommel und Bremsbelag harmonieren, mit der genannten Einstellvorrichtung nach Anleitung die Beläge einstellen, dann Beläge anlegen und nun entlüften. Sorry!

Grüße
Ulrich

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Re: Bremshydraulik

Hallo und schönen Dank allerseits für eure Tips.

An allen acht oberen Excentern gab es tatsächlich reichlich Bremsbackenspiel nachzustellen. Aber auch nachdem das erledigt wurde, war das beschriebene Phänomen am Bremspedal unverändert.
D. h. beim ersten Tritt extrem langer Pedalweg fast bis zum Boden, durch zwei- dreimal schnelles Pumpen kommt dann der Druckpunkt hoch.

Dort ist er dann ein Weilchen konstant, aber nach etwa einer knappen Minute ist er wieder unten.

Was meint ihr Bremsenspezialisten dazu? Ich bin ratlos.

Nochmals Dank im Voraus und Gruß, Ferdi

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Re: Bremshydraulik

Ach übrigens Ulrich,

das Entlüften geht m. E. sicherer und außerdem ohne Helfer mit einem simplen Entlüftungsgerät, das mit dem Reserveraddruck arbeitet. Zum Beispiel Eezibleed für 27,-€ bei Korrosionsschutz depot o.a.

Gruß, Ferdi

11 Zuletzt bearbeitet von W. Frings (21.03.2014 17:25)

Re: Bremshydraulik

Ferdi,

pumpe den Druck hoch. Den hältst Du und klemmst das Bremspedal mittels einer Teleskopstange o. ä. (gegen den Sitzrahmen) auf deutlich Druck fest.

Ist nach einer 1/2 Stunde das Pedal drucklos, ist es eine Undichtigkeit in einem der 5 Zylinder. Beim HBZ die hintere Manschette abziehen (geht bei Deinem 'B' ganz gut) und auf Bremsöl untersuchen. Ist dort nichts, dann ist es ein Radzylinder und die Trommeln müssen ab.

Bodenventil ist kontrolliert?   -


<<<das Entlüften geht m. E. sicherer und außerdem ohne Helfer mit einem simplen Entlüftungsgerät, das mit dem Reserveraddruck arbeitet.>>>

___Stimmt, ist sehr praktisch. Steht zufällig im kommenden 'Veteran'.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremshydraulik

Ferdi schrieb:

Ach übrigens Ulrich,

das Entlüften geht m. E. sicherer und außerdem ohne Helfer mit einem simplen Entlüftungsgerät, das mit dem Reserveraddruck arbeitet. Zum Beispiel Eezibleed für 27,-€ bei Korrosionsschutz depot o.a.

Gruß, Ferdi

Hallo Ferdi,
da hast Du naturlich Recht. So etwas steht auch in meiner Werkstatt, habe es aber noch nicht benutzt. Der Helfer auf/an dem Pedal ist mir bisher lieber gewesen.

Gruß Ulrich

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Re: Bremshydraulik

Hallo Ferdi,
am 21./22. März haben wir genau Fragen bezüglich der Bremsen in Theorie und Praxis behandelt. Beim Praxisteil haben wir eine Traction auf Silikonflüssigkeit umgerüstet und dafür sämtliche Gummiteile ersetzt. - Inklusive Austausch des Hauptbremszylinders bei einem Légère-Radmodell. Einige Teilnehmer konnten fast bis am Schluss nicht glauben, dass wir es ohne Ausbau des Motors schaffen...
Der Kurs war - mit 7 Teilnehmern - ein voller Erfolg. Da wir so viele Einschreibungen hatten, wird die Schulung am 30./31. Mai nochmals durchgeführt.
http://www.tractionavant.ch/Anlaesse/20 … urse14.php
Daniel
www.oldtimer-taxi.ch

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Re: Bremshydraulik

Hallo Daniel,

schönen Dank für die freundliche Einladung. Aber meine Bremse ist 100%ig dicht. Obwohl das beschriebene Phänomen seit etwa 3 Jahren existiert, ist nämlich der Flüssigkeitsspiegel im Behälter keinen Millimeter gesunken und alles ist vollkommen trocken. Die Ursache kann deshalb eigentlich nur ein nachgiebiges Bodenventil sein. Aber bei dem schönen Wetter derzeit fahre ich lieber als dass ich schraube.

Die Bremshydraulik wurde übrigens vor 7 Jahren komplett aus Neuteilen wiederaufgebaut und hat von Anfang an nur Silikonöl beinhaltet.

Schönen Gruß, Ferdi

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Re: Bremshydraulik

Ich würd mir mal die Schläuche genauer anschauen (wenn es nicht das Bodenventil ist...) Du sagst Du hast Neuteile verwendet. Auch zuverlässigen Händlern werden manchmal schlechte Qualitäten untegejubelt. Schlage vor, dass Du einen Helfer die Schläuche abtasten lässt, während Du Druck aufbringst, um sicher zu gehen, dass kein Schlauch kurz vorm Exitus ist.

16 Zuletzt bearbeitet von Ronny (08.04.2014 23:06)

Re: Bremshydraulik

Hallo Ferdi,

es gibt eigentlich nur drei Möglichkeiten für das Verhalten wenn kein Bremsflüssigkeitsverlust eintritt:

Hauptbremszylinder selbst ist undicht und die Flüssigkeit geht am Kolben vorbei in den Behälter.

Doch noch Luft im System, ich würde an allen Zylindern nochmals entlüften und mindestens 200ml an jedem Zylinder entnehmen,kann man ja zurückfüllen.

Oder irgendein Kolben wird zuweit hereingedrückt und muss erst wieder ausfahren bis er anliegt. Das muss nicht an falsch eingestellten Excentern liegen, bei leichtgängigen Kolben kann schon die Staubschutzmanschette den Kolben zu weit zurückdrücken. Möglicherweise ist dann dieses Bodenventil dran schuld...

mfg Ronald

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Re: Bremshydraulik

Hallo zusammen,

kann mal jemand dieses ominöse Bodenventil näher erklären?
Wo finde ich das an der Traction?
Haben die das etwa bei meiner alten Dame vergessen?
Vielen Dank im Voraus!

MfG Roger H. aus S.

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Re: Bremshydraulik

Tach Roger,

bei Fahrzeugen mit Trommelbremsen wird, weil die Backen nicht zehntelmillimetergenau anliegen, der Weg zur Bremstrommel sehr groß, sodass der HBZ irgendwann einen zu geringen Hub haben könnte. Um dies zu verhindern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Reibflanken (Fiat), Sägezahnratsche (Ford) oder das Bodenventil (Vordruck).

Alle diese Konstruktionen haben den Sinn, dass nach der Bremsbetätigung die Backen nicht bis ganz nach innen zurücklaufen, damit sie beim nächsten Bremsen bereits nahezu anliegen.

Bodenventile sitzen in der Regel im Endteil des HBZ.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremshydraulik

Hallo Werner,

also gibt es das gar nicht an der Traction?
Ich habe an meinem HBZ nur Anschlüsse für Zulauf (vom Bremsflüssigkeitsbehälter) und Ablauf (zu den Radbremszylindern).
Oder ist das "intern" verbaut?

MfG Roger H. aus S.

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Re: Bremshydraulik

N'Abend Roger,

das Tellerventil sitzt innen am Ende des Zylinders. Ich hatte eben keine Kamera mit Makro zur Hand, daher taugt das Bild wenig. Besser als nix.

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremshydraulik

Aha! Danke, Werner!
Wieder was gelernt!

MfG Roger H. aus S.

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Re: Bremshydraulik

Hallo Bremser,

auch nach Einbau eines neuen Bodenventils hat sich die beschriebene Charakteristik von Pedalweg und -kraft nicht verbessert.

Da aber sonst alles i.O. ist (also Dichtheit, Schläuche, Excentereinstellung, Bremswirkung, Entlüftung), muss die Sache eben so bleiben, wie sie ist, es sei denn, jemand hat noch einen ganz neuen Tip.

Danke nochmal, Ferdi

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Re: Bremshydraulik

N'Abend Ferdi,

was hat sich inzwischen an dem schwammigen Druck getan?

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremshydraulik

Moin Ferdi, hast Du schon mal versucht Bremsdruck aufzubauen und dann den Fuß belastend auf dem Bremspedal für ca. 2-3 Minuten zu lassen? Sollte der Pedalweg dabei sich verändern (der Fuß geht langsam weiter nach vorne) könnte eine Undichtigkeit in den Bremszylindern, vornehmlich HBZ, dafür verantwortlich sein. Bleibt der Druck dagegen gleich, ohne dass sich der Fuß in seiner Position ändert, könnte eine erneute Überprüfung der Bremseinstellungen weiterhelfen. Bei mir war ein einseitig festsitzender Bremszylinder für einen schwammigen Bremsdruck verantwortlich. Grüße aus dem sonnigen Dänemark

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Re: Bremshydraulik

Hallo Werner u.a.,

das Problem ist schon seit längerem gelöst, hier nun verspätet die (zumindest für mich) lehrreiche Analyse:

Wie bereits von einigen vermutet war tatsächlich etwas zu großes Backenspiel die Ursache. Dessen Einstellung muss tatsächlich extrem knapp sein.
Aus irgendeinem Grund bekommt man diese knappe Einstellung nicht hin, wenn man erst bis "Backe fest" dreht und anschließend wieder etwas zurück.
Man darf die Excenter beim Einstellen NUR in Drehrichtung "enger" bewegen.

Genau so steht es übrigens auch im originalen Werkstatthandbuch, aber man muss eben auch reingucken !!    :-(

Der Pedaldruckpunkt liegt seitdem vorschriftsmäßig weit oben und ist auch konstant.

Schönen Gruß, Ferdi