1 Zuletzt bearbeitet von W. Frings (29.03.2013 23:55)

Thema: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Vollbremser,

in der letzten Zeit ist hier mehrmals nebenbei Silikonöl als Ersatz für herkömmliche Polyethylenglykol-Bremsflüssigkeit erwähnt worden.

Silikonöl hat zumindest in herkömmlichen Fahrzeugen mehr Nach- als Vorteile im Vergleich zum Glykol-Öl.

Der Vorteil des erheblich höheren VI-Indexes von Silikonölen besteht nur rein theoretisch, denn wer fährt noch bei >-40 °C?

Dass sich als Bremsflüssigkeit letztendlich ein wasserlösliches Polyglykol durchgesetzt hat, hat genau diesen Grund, nämlich dass das durch die starken Temperaturwechsel immer entstehende Kondenswasser vom Öl aufgenommen wird und beim Wechsel der Bremsflüssigkeit aus dem System entfernt wird.

Silikonöl kann kein Wasser binden. Dadurch geistert dieses ungebundene Wasser frei durchs Bremssystem, verursacht natürlich Korrosion und kann im Extremfall bei Frost durch Eispfropfenbildung die Bremsenfunktion behindern.

Also, übliches DOT 4 nehmen und grundsätzlich alle 2 Jahre wechseln.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Werner,
das mag im Labor so sein. Für die Praxis eines Oldtimers mit im allgemeinen wenig Fahrleistung sehe ich im Silikon nur Vorteile. In meiner Ente, die bei der Restaurierung eine komplett neue Bremsanlage bekommen hat, verwende ich DOT 5 von Mike Sander. Bisher ohne Probleme.
Im übrigen kann ich mir nicht vorstellen, dass die US-Army eine Bremsflüssigkeit einsetzt, die problematisch ist. Ich glaube auch nicht, dass die US Army es sich leisten kann, in Afghanistan alle 2 Jahre die Bremsflüssigkeit zu wechseln. (Die Bundeswehr schon. Die macht dort ja auch TÜV und Mülltrennung).
By the way: Siehe die neueste Ausgabe von Oldtimer Markt.
Schöne Ostern und Gruß, Harald

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Bremser,
kauft euch die neue Markt, dann wisst ihr was es mit der Geschäftemacherei mit DOT 1 bis 4 auf sich hat. Außerdem wird da glaubhaft mitgeteilt -- wo, wie und wann man was verwenden und behandeln sollte.

Wir fahren in allen unseren Autos Silikon-Bremsflüssigkeit und haben 0 Probleme. Diese Anlagen sind Top im Zustand und das seit etlichen Jahren! Ausgelöst wurde diese Umrüstung damals von einem Clubkameraden, der mit seinem Jaguar E-Type Oldtimer-Rennen fuhr und nur beste Erfahrungen gemacht hat.
Das heißt bei drei Fahrzeugen verwenden wir das Zeug nicht. Die haben nämlich Seilzug- oder Gestängebremsen, da hilft nur fetthaltige Pflege.

Viele Grüße    Ulrich

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

... Hmmm...

Bei Motor/Getriebeölen und Frostschutz war ich auch schon à la "Jugend forscht" am Experimentieren...

Aber die Bremsanlage ist so 'ne Art Hochsicherheitstrakt für mich- da kommt NUR das 'rein, was der Hersteller sagt.

Gerade Citroenfahrer sind da doch sensibel:
alte D-Modelle nur LHS, neue nur LHM, scheibengebremste Enten nur LHM, Traction und Hy nur DOT. 

Echt uncool, wenn man plötzlich in 's Leere tritt!

Außerdem kriegt Ihr bestimmt lustige Post von Eurer Versicherung, wenn 's knallt und ein Gutachter Möbelpolitur oder sonstwas in Eurer Bremse findet anstatt der guten, alten Bremsflüssigkeit.

An dem Pedal in der Mitte hängen eventuell noch viele andere Leben, nicht nur Euer eigenes...

Salut   Rolf

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Rolf,

Du hast sicherlich fast recht ;) ....

Mischen oder einfach mal was anderes rein kippen darf man natürlich nicht! - Jugend forscht?

Wenn jedoch die Bremsanlage gemacht ist und seit dem Wiedereinbau keine Flüssigkeiten drin waren kann man natürlich andere (neuere? bessere?) Flüssigkeiten verwenden.

Oder fährst Du zum Beispiel noch das XY-Motorenöl von BV Aral, Nitag oder Olex Strax? :) - Steht bestimmt so in der Betriebsanleitung...

Wir fahren in den Oldies mit hydaulischen Bremsen ( Borgward Hansa, Willys Jeep, Citroen TA und Porsche 911) seit gut 20 Jahren Silikonöl und das absolut problemlos...

Ölfingergruß
Stephan

...und mit dem Pedal in der Mitte gebe ich Gas... zumindest bei den alten Citroens in der Familie.... ;)

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Nur mal was zum Mitdenken:


_Silikonöl kann - im Gegensatz zum PEG - das in jedem Bremssystem immer entstehende Kondenswasser nicht binden.

Frage: Was geschieht mit mit den zum tiefsten Punkt wandernden Wassertröpfchen bei Frost?

Frage: Was geschieht damit bei Temperaturen oberhalb 100 °C?

_Silikonöl für Bremsanlagen hat etwa die halbe Viskosität wie Glykol.

Frage: Wieviel Öl zischt bei kräftigem Bremsdruck in die Bremstrommel, wenn eine geringe Leckage im Bremszylinder entsteht?

_Nur, wenn die Bremsanlage für Silikonöl zertifiziert ist, darf dieses Öl eingefüllt werden.

Versicherungsschutz-Frage: Was ist, "wenn mal was passiert"?

_Die Autoindustrie hatte sich vor gut 20 Jahren mit viel Eifer auf Silikonöl gestürzt und Systeme mit speziell dafür entwickelten Silikondichtungen gebaut. Wir habe diese Öle in mehreren Varianten für Feldversuche mitentwickelt. Die Auto-/Bremsenhersteller haben viel mit unterschiedlichen Bremsmanschetten (Lippenformen, Material) Versuche gefahren. Der Aufwand war hoch. Inzwischen ist man wieder davon ab. Wir fertigen nur noch für das Militär Silikonöle für Bremssysteme. (Wechselintervall dort: 1 Jahr!)

Ich möchte hier keine Diskussion führen. Aber ich sehe im Polyglykolöl eben wegen seines Wasserbindungsvermögen nur Vorteile. Und deswegen wird es auch zu 98 % aller Anwendungsfälle eingesetzt.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

7 Zuletzt bearbeitet von Spitzkühler (30.03.2013 18:57)

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Einbremser,
(ich möchte hier keine Diskussion führen) da frage ich mich, was soll die Wortmeldung?
Nun denke ich mal(?!) mit.
Kodenswasser gelangt über die Manschetten der Bremszylinder oder einen undichten Ausgleichsbehälter in den Kreislauf der Bremsflüssigkeit. Silikon dichtet unter anderem ab und nimmt dabei kein Wasser auf. Dadurch bekomme ich erst gar kein Wasser in den Kreislauf.
Die Manschetten gehen durch rauhe Oberflächen kaput. Diese entstehen durch Rost der wiederum durch Luftfeuchte / Kondenswasser entsteht. Kein Wasser kein Rost und dadurch intakte Manschetten.

Vor etwa 20 Jahren haben wir unsere Autos auf DOT 5 umgestellt. Alles Bestens! Kein Rost in den Anlagen! Die Hon-Maschine ist seit dem ein Eckensteher. Die Maßtabellen für die einzuhaltenden Höchstmaße sind abgeheftet...  Die Gummiteile sind ok, kein Schlauch ist seitdem mehr zugewachsen! Kein Entlüfterventil ist eingerostet!

Was für ein Militär wechselt jedes Jahr die DOT 5 Flüssigkeit aus,  -- kann nur die Bundeswehr sein -- aus langer Weile oder uralter Vorschriftenlage.
Die Amerikaner wollten für ihre Truppen das lästige, jährliche Wechseln der Bremsflüssigkeit bei ihren Depot-Fahrzeugen ad acta legen, also handelten sie und sparen dabei noch viel Geld! Dann hat sich die höhere Siedetemperatur herum gesprochen und der Motorsport war damit ein großes Übel los - Bremsenfading!

Was zu beachten ist, man soll bei Bremshilfen oder ähnlichen Einrichtungen, die vorgeschriebene Bremsflüssigkeit verwenden um Garantiefälle nicht zu torpedieren.

Ölfingergrüße
Uli & Stephan

Ps :
Zitat: " Frage: Wieviel Öl zischt bei kräftigem Bremsdruck in die Bremstrommel, wenn eine geringe Leckage im Bremszylinder entsteht?"
Das Pedal fällt durch...der Bremsdruck ist weg und das Fahrzeug bremst mittels Hilfmittel der körperlichen Gewalt - Baum o.Ä. ... Da ist es aber egal welches Öl flöten geht.
Auf deutsch: Ist meine Bremsanlage undicht (wie sollte sonst das Öl in die Trommel kommen?) ist es völlig egal was ich durch die Leitung jage...

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Werner, Deine Erfahrungen aus der Forschung und Entwicklung sind höchst interssant, aber ich würde einen spezillen Blick auf dieTraction werfen.

Ich habe mit neuen (!) Radbremszylindern (von versch. Händlern) leichte Undichtigkeiten gehabt, die im Fall des Dot 4 unweigerlich zu Korrosion unter der Staubschutzmanschette führten. In der Folge rauht der Zylinder auf, die Dischtmanschette wird beschädigt, die Verluste von Dot4 mehren sich usw.. Ich habe dann (wieder) neue Radbremszylinder eingebaut und auf Dot5 umgestellt. Nach zwei Jahren: Keine sichtbaren Undichtigkeiten, keine Korrosion unter den Stabmanschentten. Das ist soweit besser als unter unter DOT4.

Ich verstehe durchaus die Gefahr von gefrierenden Wasserperlen unter DOT5 im Bremssystem. Aber ich bewerte diese deutlich niedriger als ein Versagen aufgrund Korrosion unter DOT4 in den Bremszylindern.

Weiterhin könnte man dem Rstrisko von Wasserperlen begegnen indem man vor Umstellung auf DOT5 mit frischen DOT4 spült.

Summa summarum halte ich DOT5 für unseren Anwendungsfall (und den uns zur Verfügung stehenden Erstzteilqualitäten) für die beste Wahl.

Mich würde aber interessieren, warum die Autoindiustrie davon abgekommen ist.

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo,

mal abgesehen von Versicherungen und Amerikanern:
Die entscheidende Frage ist doch: Was ist denn die Hauptursache für das Eindringen von Wasser ins Bremssystem? Ist es mehr die vermutete Kondensation oder ist es vielleicht mehr die hygroskopische Eigenschaft von DOT4 selbst?

Kondensation kann nur dort stattfinden, wo Luft ist. Dies ist in einem sorgfältig entlüfteten Bremssystem nur im Vorratsbehälter der Fall. Wenn überhaupt in nennenswertem Umfang, so findet dieses aber sowohl bei DOT4 als auch bei DOT5 in gleichem Maße statt.

Die geschilderten Erfahrungen mit auch nach vielen Jahren rostfreien DOT5-Systemen scheinen darauf hinzudeuten, dass die Ursache für den Wassereintrag demnach überwiegend, wenn nicht gar ausschließlich, in der hygroskopischen Eigenschaft von DOT4 selbst liegen, zumal dieses im Vorratsbehälter permanent mit der Außenluft in Kontakt ist. Somit wäre die Hygroskopie von DOT4 nicht das Mittel gegen, sondern die Hauptursache für das Wasser im System.

Weitere Theorien besagen, dass auch durch die Gummischläuche Luftfeuchtigkeit hindurch diffundiert. Dieses Problem dürfte allerdings verschwindend gering sein, und durch hygroskopisches  DOT4 in den Schläuchen eher begünstigt, bzw. durch Silikonöl eher vermieden werden.

Der einzige positive Effekt von DOT4 ist somit die Verhinderung von HOHEN Konzentrationen ungebundenen Wassers im System. Diese treten aber offensichtlich bei DOT5 sowieso nicht auf. Außerdem kann ja, wer will, auch DOT5 ab und zu wechseln.

Noch ein Hinweis zum Thema Korrosion: Man sollte auch bedenken, dass Korrosion verursacht wird nicht nur das „böse“, ungebundene Wasser, sondern ebenfalls das imDOT4 gelöste, vermeintlich „gute, unschädliche“. Letzteres wird außerdem auch noch überall im System verteilt.

Gruß, Ferdi

10

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

>Die geschilderten Erfahrungen mit auch nach vielen Jahren rostfreien DOT5-Systemen scheinen darauf hinzudeuten, dass die Ursache für den Wassereintrag demnach überwiegend, wenn nicht gar ausschließlich, in der hygroskopischen Eigenschaft von DOT4 selbst liegen, zumal dieses im Vorratsbehälter permanent mit der Außenluft in Kontakt ist. Somit wäre die Hygroskopie von DOT4 nicht das Mittel gegen, sondern die Hauptursache für das Wasser im System.<

Ich halte das nicht für ganz abwegig. Allerdings diffundiert die Feuchtigkeit nicht in dem Maße durch das winzige Entlüftungsloch - die Fläche ist viel zu klein- als dass das relevant wäre. Aber bei jeder Temperaturänderung oder Bremsen verändert sich das Volumen im Behälter und Luft strömt ein oder aus. Ob sich Feuchtigkeit dabei im Bremsflüssigkeitsbehälter ansammelt oder nicht hängt vom komplexen Wechselspiel der Temp. im Bremsflüssigkeitsbehälter und dem Wassergehalt der Außenluft ab (Eine Simulation oder Versuche wären hilfreich um diese Frage zu beantworten, also jede Spekulation erübrigt sich hier). Nur eins ist klar: Ansammeln kann sich das Wasser unter DOT5 nur, wenn es im Behälter kondensiert, ins ÖL rutscht, wo es nicht mehr verdunsten kann. Hingegen DOT4 entfeuchtet die eingetretene Luft im Behälter, bevor sie wieder rausgedrückt wird. Dort wäre eher mit einer Ansammlung von Wasser in der Bremsflüssigkeit zu rechnen.

Davon ab sehe ich das Hauptargument für DOT5 bei der Traction in der Korrosion an den luftseitigen Zylinderflächen  der Radbremszyl. durch den geringen Austritt (Benetzung) von DOT4 und seinen hygsokopischen Eigenschaften. Bei DOT5 bleibt die Korrosion aus und die geringen Verluste bleiben unproblematisch.

Vielleicht ist die Korrosion ein Problem des Materials unserer Radbremszylinder oder -kolben. Da gibt es sicherlich korrosionsfester Varianten, die nicht sofort aufblühen sobald auf ihnen ein DOT4 - Film mit Außenluft in Berührung kommt.

11 Zuletzt bearbeitet von Spitzkühler (01.04.2013 18:30)

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Pepe,
die Bremszylinder sind aus Gusseisen im Feingussverfahren hergestellt. Anders geht es nicht, denn die Innenbohrung muss glatt sein. Das heißt: porenfrei um die Gummimanschetten zu schonen und die Dichtigkeit zu garantieren. Dann muss der Zylinder unter Belastung, mechanisch und Temperatur, auf Dauer stabil genug sein.
Die Kolben sind aus einer Alu-Legierung oder auch einer Zink-Legierung. Stahlkolben hat es auch gegeben, sie sind aber zu rostanfällig.
Die Pasten für den Außenschutz bei DOT 1-4 enthalten auch Bremsflüssigkeit, sie müssen ja kompatibel sein, außerdem haftet mehr Bremsstaub dann hinter der Staubschutzkappe, speichert Luftfeuchtigkeit und sorgt damit für Gammel!
Der Vorratsbehälter ist nun der einzige Punkt mit dauernder Außenluftberührung. Hier findet ein immer mehr oder weniger starker Bremsflüssigkeitsaustausch statt, wenn auch zu normalen Temperaturen mit kleinen Mengen. Die erhitzte Bremsflüssigkeit der Radbremszylinder kommt dort nie an, brauch also nicht beachtet werden. Hier spielt also Luftfeuchtigkeit die einzige unerwünschte Rolle.
Wassertropfen, die durch Gefrieren oder Dampfbildung zu Bremsanlagen-Ausfällen führen können, sind vom Betreiber oder anderen Personen verursacht worden. Wie z.B. bei Motorraumwäschen mit Hochdruckgeräten. Sonst kann so etwas nicht passieren, also aufpassen ( den Vorratbehälter mit seiner Entlüftung abdecken ) und die Welt ist in Ordnung.
DOT 5 Bremsflüssigkeit ist da wohl die beste Methode um Wasser aus den Bremsanlagen fern zu halten, es nimmt eben KEIN Wasser auf und hat damit eine Langzeitkonstanz!
Silikone pflegen Oberflächen und versiegeln sie, werden so auch als fettfreie Dauerschmiermittel eingesetzt.
DOT 1-4 -Bremsflüssigkeiten sind nur für kurzzeitige Anwendungen unter ganz erheblichen Einschränkungen (Verätzungen, Wasseraufnahme) einsetzbar.

Viele Grüße

Ulrich

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Dialoger,

der Trend, den ich hier herauslese, ist, dass Polyglykol-Bremsflüssigkeit deswegen schlecht ist, weil sie hygroskopisch ist.

Genau deswegen, weil ein 1:1 Polyglykol wasserlöslich ist, hat man es ausgewählt und verwendet es auch heute noch. Die primäre Anforderung an Bremsflüssigkeit war und ist, dass ein Öl mit hohem Viskositätsindex in der Bremse den unvermeidbaren Wassereintrag binden kann, damit es nicht zur Wassertropfenbildung innerhalb des Bremsystems kommen kann.

Man hätte ebenso ein Polyglykol 0:1 nehmen können, das ist wasserunlöslich, hat ansonsten fast gleiche Eigenschaften wie das wasserlösliche Öl.

Es wurden viele Versuche mit Mineralöl und synthetischen Ölen gemacht. Gerade Citroen war diesbezüglich sehr aufgeschlossen. Die anfänglich Euphorie der Vorteile von Silikonölen ist inzwischen verflogen, heute werden in PKW wieder ausschließlich Polyglykole eingesetzt. Diese sind natürlich weiterentwickelt worden (z. B. DOT 5.1), hochwertige Öle - u. a. ATE - enthalten selbstverständlich einen gut wirksamen Inhibitor zur Korrosionsvermeidung.

Da Polyglykolöle in der Bremse schnell altern, wird ein Wechselintervall von in der Regel 2 Jahren vorgeschrieben. Damit kommt der Dreck raus und frisches Aufnahmevermögen rein. Im Gegensatz zu Silikonöl haben Polyglykolöle sehr gute Reinigungseigenschaften.
Im Prinzip ist es nicht anders als beim Motoröl. Wer hier schlampt, erntet natürlich Mißerfolg.

Abschließend noch eine schmiertechnische Korrektur zu obigem Text: <<<Silikone pflegen Oberflächen und versiegeln sie, werden so auch als fettfreie Dauerschmiermittel eingesetzt>>>

___Silikonöle und -fette haben eine relativ ungüstige Polarisation, eignen sich daher nur bedingt als Korrosionsschutz. Und zur "Dauerschmierung" sind sie denkbar ungeeignet, weil die Schmiereigenschaften von Silikonölen nur mangelhaft sind.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Werner,
es ist für mich nachvollziehbar, dass man man mit regelmäßigen Wecheld eines DOT4/Polyglkol Wasser und Schmutzstoffe aus dem Bremssystem zuverlässig beseitigt.

Allerdings bleibt mein Hauptargument für Silikonöl die Korrosion an den Radbremszylindern. Ein sauberes Bremsystem nutzt mir nichts, wenn die luftseitigen Laufflächen der Radbremszylinder aufgrund Benetzung mit Polyglykol korrodieren und versagen.

Ich will versuchen in den nächsten Tagen ein paar Fotos zur Anschauung zu prodzieren.

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

<<<Allerdings bleibt mein Hauptargument für Silikonöl die Korrosion an den Radbremszylindern. Ein sauberes Bremsystem nutzt mir nichts, wenn die luftseitigen Laufflächen der Radbremszylinder aufgrund Benetzung mit Polyglykol korrodieren und versagen. >>>

Wenn die Bremsflüssigkeit regelmäßig gewechselt wird, kommt es nicht zur Korrosion. Denn bis zu einer gewissen Grenze kompensiert der Inhibitor die Korrosionsgefahr. Da er sich kontinuierlich  verbraucht, ist natürlich irgendwann kein Schutz mehr vorhanden. Daher die regelmäßigen Wechsel.

Auf der Außenseite, also zu den Staubmanschetten hin, schützt bei richtiger Anwendung die Bremszylinderpaste. Ich habe alte Literatur von ATE, da wird für die Werkstatt noch die Aufarbeitung von Bremszylindern beschrieben und natürlich auch die Montage des gesamten Systems. So wird beispielsweise die gesamte Kolbenfläche hauchdünn mit Bremszylinderfett überzogen, etc.

Die Bremsen an meinem Traction wurden vor 6 Jahren gemacht. Seitdem bin ich nicht ganz 40.000 km gefahren. Die Bremszylinder sind staubtrocken, die V-Beläge müssen alsbald neu. Das ist nicht unbedingt viel, die Bremsen wären aber mit ein und derselben Bremsflüssigkeit vermutlich schon lange mit typischer Korrosion befallen.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

15 Zuletzt bearbeitet von Spitzkühler (03.04.2013 18:33)

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Einbremser,
Bremsfett bindet nicht nur Wasser sondern auch Schmutz, den es Haufenweise in den Bremstrommeln gibt. Von sauberen Bremszylindern kann da keine Rede sein. Die Staubmanschetten sind nicht nur mechanisch belastet, sie sind aus meiner Erfahrung auch anfällig bei DOT 1-4 - Nutzung für Zersetzungsvorgänge, genauso wie die meisten Bremsschläuche.
Da muss ich zugeben, dass ein regelmäßiger Austausch der Flüssigkeit, wie auch der Gummiteile, dringend nötig ist!

Mit Bremsfett in den Radbremszylindern habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht! Total verdreckt mit viel Feuchtigkeit und verrosteten Bremszylindern, sowie sehr oft mit fest sitzenden Bremskolben, meist nur eine Seite -- und damit einseitig abgenutzte Bremsbelege. Das ist eine sehr schlimme Sache.
Ich gehe hier noch einmal auf die Versiegelung und Schmierfähigkeit mit und von Silikonen ein. Natürlich sind die Oberflächen sehr dünn beaufschlagt und mechanisch nicht sehr belastbar, aber sie schützt die Oberflächen und zerstört sie nicht.
Die Zylinder von DOT 1-4 - Anlagen sind oft so vergammelt, dass sie mit normalen Mitteln nicht revidiert werden können. Folge bei mir war der Kauf einer Honmaschine inclusive der nötigen Honahlen. Natürlich gebraucht, sonst wäre das ganze unbezahlbar für ein Hobby. Die Bohrmaschinen-Hongeräte sind zum Nachhonen oder bei fast sauberen Zylindern brauchbar, aber nicht bei vergammelten Artgenossen.
Unsere Oldtimer (ganz im Allgemeinen) werden durch die Bank relativ wenige Km gefahren, das meist bei gutem Wetter in der warmen Jahreszeit. Die DOT 1-4 - Flüssigkeit aber greift die Bremsanlage immer an, unabhängig von der Benutzung des Fahrzeuges. DOT 5 ist aus diesem Grund von den Amerikanern eingeführt worden und hat sich bewährt! Alles andere ist heute Abzocke und braucht nicht sein! DOT 5.1 ist DOT 1-4 kompatibel und kann auch mit DOT 5 gemischt werden. Aber, bei einer Mischung setze ich die weit aus bessere DOT 5 - Funktion herunter! Das Wassertropfen-Problem tritt meines Erachtens nur bei schlampiger Nutzung auf, siehe Beitrag weiter oben.

Nun wünsche ich ein immer gutes Anhalten

Ulrich

16

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo,

noch ein Hinweis für alle Paragraphenreiter zur Rechtslage:

"Nach gültigem EU-Recht gehört die Bremsflüssigkeit ebenso wie Öl oder Benzin zu den Betriebsstoffen. Das bedeutet, dass sie NICHT Gegenstand der ABE ist. Nur bei Fahrzeugen mit ABS ist die Bremsflüssigkeit Bestandteil der Typgenehmigng der Bremsanlage und darf nicht verändert werden." (aus dem bereits erwähnten, wirklich lesenwerten Artikel "Hoch DOTiert" in der letzten Markt.)

Der Versicherungschutz ist somit auch kein Argument mehr gegen DOT5.

Gruß, Ferdi

17

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hätte mich eigentlich gefreut, wenn sachliche und fachliche Meinungen zu meinen oben gestellten Fragen diskutiert worden wären.

Wegen der Gefährlichkeit, nämlich dem mit Sicherheit kurzfristigen Totalausfall der Bremse, möchte ich hier aber doch nochmal eine sehr mutige Falschaussage zurechtrücken:

<<<DOT 5.1 ist DOT 1-4 kompatibel und kann auch mit DOT 5 gemischt werden.>>>

DOT 5 darf niemals auch in nur geringen Mengen mit DOT 5.1 gemischt werden!

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo Bremser,
hier will keiner die Flüssigkeiten durcheinander wirbeln. Es geht nur darum: Wechsle ich die Flüssigkeitsart, so brauche ich keine neue Bremsanlage! Es reicht ein Säubern der Teile. Das in den Poren sitzende alte Bremsöl stört nicht, es setzt eventuell nur die Qualität des Neuen herunter. Falls die Gummiteile in der Bremsanlage von dem alten Zeugs schon angegriffen worden sind, sollten sie NATÜRLICH ausgewechselt werden. Das ist sachlich richtig, ja wohl auch fachlich ganz normal! 
Totalausfälle kommen dadurch ganz gewiss nicht zustande, wenn ich von DOT 1-4/5.1 auf DOT 5 umsteige!
Sachlich richtig ist auch, nicht alles glauben, was jemand behauptet, also sachlich bleiben und so auch diskutieren! Was hier dargelegt wird, sind doch alles Erfahrungswerte einzelner Fahrzeugbenutzer und keine, von irgendeiner Obrigkeit, vorgeschriebenen Vorschriften.

Was Ferdi über die ABE schreibt ist richtig. Was von uns über alte Vorschriften gesagt wurde, ist auch richtig. Richtig ist auch, wenn z.B. ein Bremskraftverstärker oder Ähnliches sich im Fahrzeug befindet, sollte man sich hier, soweit es geht, auch an alte Vorschriften halten. Wobei es da eventuell auch egal ist, da die Entwickler zum damaligen Zeitpunkt keinen Zugriff auf DOT 5 hatten. Somit keine Erprobung durchführen oder Festlegung treffen konnten. Da muss man selber ran und Erproben oder auf Erfahrungswerte Anderer zurückgreifen. Das Gleiche gilt für nahezu alle Betriebsstoffe und nur da!
Alles andere unterliegt der ABE!!

Wer all diese Wagnisse bei nicht vorhandenen Vorschriften umgehen will, sollte sich beim Händler seiner Wahl alle zwei Jahre ein neues Auto kaufen. Da ist dann alles mit hoher Wahrscheinlichkeit geregelt!

Auf immer perfecktes Anhalten

Ulrich

19

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Hallo,
ich halte mich kurz. Anfang der 80er habe ich meinen 11er BJ.38 gekauft. Bremsanlage wurde damals gerichtet und DOT4 eingefüllt. Nach längerer Standzeit (über d. Winter) war ab und zu ein Zylinder fest ... Schrauben war angesagt.
Im Jahr 2007 hatte ich die Nase voll und alles neu revidiert, mit DOT5 gefüllt und siehe da - seither keinerlei Probleme. Letztes Jahr (2012) zum ersten Mal die Flüssigkeit gewechselt, war sauber wie am ersten Tag. Laufleistung im Jahr ca. 7.000 Km. Ich kann die DOT5 nur empfehlen ...

Frohes Bremsen
Wolfgang Fritz

PS.
Fahre auch synthetisches Getriebeöl - butterweich ...

20

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Habe heute den hier mehrmals empfohlenen Bericht in "Oldtimer Markt" gelesen.

Leute, da stehen haarsträubende Fehler drin! Wer nicht aus der Schmieröl-Branche kommt, stellt bei objektivem Lesen viele Widersprüche fest. Und der Branchenkenner kann bestenfalls Halbwissen konstatieren. Beispiele finden sich einige.

Grundfrage (die auch das Heft nicht aufgreift) bleibt und ist: Warum wird von den Kfz-Herstellern bis heute ein wasserbindendes Öl verwendet?

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Es ergibt sich da doch eine immer sprudelnde Einnahmequelle!

Teile gehen kaputt, nicht standfeste Flüssigkeiten müssen in kurzen Intervallen getauscht werden.
Bei unseren Oldtimern ist aber das Nachschub-Problem vorhanden, es gibt oft keine Ersatzteile mehr. Da meine ich richtige Oldtimer und keine 30 Jahre alten Gebrauchtwagen. Hier sollte man auf ein modernes Produkt und nicht auf ein technisch überholtes zurückgreifen.
Die ganze Geschichte mit den Bremsflüssigkeiten ist relativ jung. Es wurden in den ersten Jahrzehnten Gestänge und Seilzüge in den Bremsanlagen verwendet, bis sich mit der Bremstrommel ein bewährtes Teil durchsetzte, das durch ein Hydraulik-System optimiert wurde. Hier verwendete man verschiedene Flüsigkeiten, um das System zu betreiben. Alle waren eigentlich aus heutiger Sicht unbrauchbar. Die Autos wurden schneller und schwerer, die Trommelbremsen reichten dann auch nicht mehr. Es kamen die Scheibenbremsen, auch da inzwischen angepasste Varianten, doch alles was in die Fahrzeuge eingebaut wurde hatte einen Feind, den Rost. Da bei den meisten Autos diese Bremsanlagen aber zum Großteil aus Gusseisen, Stahl und Gummi bestehen, die bisher verwendeten Bremsflüssigkeiten diese Einrichtungen aber angreifen und somit oft unbrauchbar machen, ergibt sich auch heute noch der Bedarf an etwas Besserem.
Ein Schritt in diese Richtung ist DOT 5.
Angelesene Katalogweisheiten von Herstellern alter Produkte helfen da nicht weiter!

Gruß
Ulrich

22 Zuletzt bearbeitet von Wolfgang Fritz (17.04.2013 16:27)

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

W. Frings schrieb:

Habe heute den hier mehrmals empfohlenen Bericht in "Oldtimer Markt" gelesen.

Grundfrage (die auch das Heft nicht aufgreift) bleibt und ist: Warum wird von den Kfz-Herstellern bis heute ein wasserbindendes Öl verwendet?

Hallo,
wenn ich ´ne Autowerkstatt hätte / oder auch Auto´s bauen würde, dann würde ich auch den Rostverurscher in die Bremsen füllen - füllt ja dann auf Dauer auch mein Geldbeutel ...

So isses halt mit vielem - leider. Ich bleib bei meinem DOT 5, nicht nur im 11er.

Gruß
Wolfgang Fritz

Nachtrag aus technischer Info / Liqui Moly:
Eine Außenseiterrolle hat DOT 5, das nicht auf Polyglykol, sondern auf Silikon basiert. Das macht die Bremsflüssigkeit wasserabweisend statt -anziehend und ist auch weniger aggressiv zu den Materialien. Es wird vor allem bei Oldtimern eingesetzt. Es ist nicht für ABSBremsen geeignet und darf nicht mit anderen Bremsflüssigkeiten gemischt werden.

Liqui Moly Anwendungstechnik
19.07.2011

23

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Werner, sieh's gelassen.
Es ist sicher ein Unterschied, ob es sich um ein Auto handelt, das im alltäglichen Gebrauch auch mit hohen Geschwindigkeiten und entsprechender Beanspruchung der Bremsanlage gefahren wird oder um einen betagten  Oldtimer, der gelegentlich und im Fahrbetrieb vorausschauend mit mäßiger Geschwindigkeit gefahren wird. Im ersteren Fall mag DOT 4 unumgänglich sein, für den Oldtimer dürfte DOT 5 vollkommen ausreichend sein. Ich benutze in einem meiner Oldtimer (2CV von 1961, neue Bremsanlage bei der Restaurierung) jedenfalls DOT 5 und würde es in den anderen beiden Fahrzeugen (11CV von 1948, Saab 93 von 1958) ebenfalls tun, wenn man einfach von DOT 4 auf DOT 5 wechseln könnte.
Das Argument, dass die Vorschrift zur Verwendung von DOT 4 auch durch die finanziellen Interessen der Mineralölindustrie bestimmt wird, ist sicher nicht von der Hand zu weisen, wenn man sich vorstellt, wer in den Ausschüssen des Bundestages auf wessen Lohnliste steht. Das beste Beispiel für diese unselige Verquickung von politischen und finanziellen Interessen ist für mich immer noch Matthias Wissmann, der vom Verkehrsminister zum VdA gewechselt ist. Dreister geht es ja wohl nicht.

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Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

1:0 für Werner

Ich habe vor 4 Jahren auf DOT 5 gewechselt, zusammen mit neuen Radbremszylindern. Ich dachte gut gespült zu haben. Jetzt hatte ich aber einen Radbremzylinderklemmer und diesen zerlegt. Drinnen fand sich tropfenweise ungelöstes DOT 4 - Wasser - Gemisch dass - auf dem Boden abgesetzt- heftigte Korrosion verursacht. Daraufhin alle Zylinder zerlegt und gereinigt. In jedem Zylinder fanden sich aggressive DOT 4 Tropfen.

Man muss dazu sagen, dass ich seit der Umrüstung nicht einmal DOT 5 gewechselt habe. In Abetracht der Tatsache das vorher DOT 4 gefahren wurde offensichtlich ein Fehler. Es ist schon richtig: Wenn Wasser im System, dann DOT 5 schlecht, weil sich alles unten in RBZs ansammelt und dort umso heftiger wütet. DOT 4 hätte es halt gelöst und hinausbefördert.

Ich lass jetzt DOT 5 drinnen und werde noch so oft wechseln bis nur noch sauberes rauskommt.

25

Re: Thema "Silikon"-Bremsflüssigkeit

Das sollte eigentlich klar sein, dass DOT5 nur eingesetzt werden kann, wenn alle ! Teile des Bremssystems, also HBZ und alle RBZ, sowie alle Leitungen und Verschraubungen neu und unbenutzt sind, oder zumindest komplett zerlegt und in Einzelteilen gründlich gereinigt wurden.
Gruß, Ferdi